Die Künstlerin Kata Unger webt ihre Bildteppiche aus selbstgefärbten Wolle- und/oder Seidenfäden. Den Bildteppich sieht sie zugleich als Bildträger, Bildfläche und Bild. Er ist Objekt, zusammengesetzt aus dem tierischen
Material Wolle und Seide. Der Bildplan entwickelt sich nur aus senkrechten und waagerechten Linien. Das Bild ist vorn und hinten gleich, nur spiegelverkehrt. Die Textur (Struktur) der gewebten Bilder erscheint wie eine
Analogie zur punkthaften Auflösung des Bildschirms. Das Medium Bildteppich bedeutet für Kata Unger festgeschriebene Zeit.
Die Slomotionbar im Zwischendeck, Wolle auf Wolle, 200x264 cm, 2014 |
Battlefield Shaping, Wolle auf Wolle, 267x197 cm, 2012 |
Lara, Seide auf Wolle, Acrylglas, 180x180 cm, 1998 |
"Der Paravent "Lara" von Kata Unger wirkt zwar auf den
ersten Blick wie ein klassischer eintafellig- dreiteiliger
Wandschirm. Ihre Tafel ist allerdings kein Gemälde sondern ein
Teppich – was den Betrachter distanziert und irritiert zumal
auch ihr Motiv im Zwischenreich zwischen Realität und Irrealität
angesiedelt ist: in der Virtualität. Obwohl ich keine
Videospiele spiele, kenne ich Lara Croft: aber ich glaube nicht,
daß egal auf welchem Level, irgendwo in den Tiefen oder Untiefen
der Cassetten, Lara Croft nackt auf einem Divan liegt; mit der
Waffe in der Hand, ironisch lächelnd und eine klassische Pose
zitierend. Auf dem Teppich liegend, scheint sie aus einer Art
von Bildstörung aufzutauchen, ebenso ruhig wie selbstbewußt. Die
Rückseite zeigt jedoch nicht die Rückenansicht von Lara Croft –
wie man meinen könnte sondern allein die Teppichrückseite als
Spiegelbild der Vorderseite und zerstört so jede Illusion von
Realität wie von Bildschirm. Kata Unger hat mit ihrem Paravent
eine Hommage an das Selbstbewußtsein der Frau geschaffen, in dem
sie Lara Croft in ihrem Sinne befreit hat – gleichzeitig hat sie
ihr ein ironisches Denkmal gesetzt, in dem sie die virtuelle,
also die mögliche Figur ein bißchen möglicher und damit realer
gemacht hat."
(aus dem Katalog: "The Paravant Projekt", Text von Adolf H. Kerkhoff, 1999)
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