Dienstag, 10. November 2015

Kata Unger, Berlin

* 1961

Die Künstlerin Kata Unger webt ihre Bildteppiche aus selbstgefärbten Wolle- und/oder Seidenfäden. Den Bildteppich sieht sie zugleich als Bildträger, Bildfläche und Bild. Er ist Objekt, zusammengesetzt aus dem tierischen Material Wolle und Seide. Der Bildplan entwickelt sich nur aus senkrechten und waagerechten Linien. Das Bild ist vorn und hinten gleich, nur spiegelverkehrt. Die Textur (Struktur) der gewebten Bilder erscheint wie eine Analogie zur punkthaften Auflösung des Bildschirms. Das Medium Bildteppich bedeutet für Kata Unger festgeschriebene Zeit.

Die Slomotionbar im Zwischendeck, Wolle auf Wolle, 200x264 cm, 2014




Battlefield Shaping, Wolle auf Wolle, 267x197 cm, 2012



Lara, Seide auf Wolle, Acrylglas, 180x180 cm, 1998


"Der Paravent "Lara" von Kata Unger wirkt zwar auf den ersten Blick wie ein klassischer eintafellig- dreiteiliger Wandschirm. Ihre Tafel ist allerdings kein Gemälde sondern ein Teppich – was den Betrachter distanziert und irritiert zumal auch ihr Motiv im Zwischenreich zwischen Realität und Irrealität angesiedelt ist: in der Virtualität. Obwohl ich keine Videospiele spiele, kenne ich Lara Croft: aber ich glaube nicht, daß egal auf welchem Level, irgendwo in den Tiefen oder Untiefen der Cassetten, Lara Croft nackt auf einem Divan liegt; mit der Waffe in der Hand, ironisch lächelnd und eine klassische Pose zitierend. Auf dem Teppich liegend, scheint sie aus einer Art von Bildstörung aufzutauchen, ebenso ruhig wie selbstbewußt. Die Rückseite zeigt jedoch nicht die Rückenansicht von Lara Croft – wie man meinen könnte sondern allein die Teppichrückseite als Spiegelbild der Vorderseite und zerstört so jede Illusion von Realität wie von Bildschirm. Kata Unger hat mit ihrem Paravent eine Hommage an das Selbstbewußtsein der Frau geschaffen, in dem sie Lara Croft in ihrem Sinne befreit hat – gleichzeitig hat sie ihr ein ironisches Denkmal gesetzt, in dem sie die virtuelle, also die mögliche Figur ein bißchen möglicher und damit realer gemacht hat."
(aus dem Katalog: "The Paravant Projekt", Text von Adolf H. Kerkhoff, 1999)


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