Montag, 24. September 2018

"E-Zone", Kata Unger, 05.09. - 13.10.2018, Anna Klinkhammer Galerie, Düsseldorf



Kata Unger : E-Zone, 2011, Wolle auf Baumwolle, 200 x 180 cm


Kata Unger (* 1961 in Berlin) wuchs im damaligen Ostteil Berlins auf, als Tochter der Autorin Waltraud Meienreis und des Künstlers Heinrich Bethke und dessen zweiter Ehefrau Ricarda Bethke, auch sie ist Autorin. Von ihrem Vater lernte Kata Unger die Kunst des Bildwebens.
Das muss man sich aber nicht vorstellen wie eine traditionelle Kunsthandwerksausbildung, vielmehr war es so, dass Heinrich Bethke ständig malte, zeichnete und eben auch webte und Kata tat das auch. Sie wuchs in einer besonderen Atmosphäre auf, die aufgeladen war mit Literatur und Poesie und Politik und Journalismus und wo man stets künstlerisch mit allen Materialien umging.

Kata Ungers Bildteppiche entwickeln ungeheure Pracht, sind Objekt, Zeichnung und Malerei und man möchte meinen, dass hier im Überschreiten aller Kategorien so etwas wie Synchronizität repräsentiert wird. 
 
Nehmen wir zum Beispiel den 200 x 180 cm großen Teppich E-Zone. Wir sind sofort überwältigt von den leuchtenden Farben, studieren das Affenwesen auf dem Surfbrett, lassen die Augen mit der Fließrichtung des Wassers gleiten, versuchen Gegenstände zu erkennen ... befinden uns mitten drin in der dargestellten Welt. Und wenn wir ein kleines Bisschen die Setzungen und Inhalte hinterfragen, dämmert uns Betrachtern, dass die dargestellte Szenerie mitnichten einer drolligen Märchenwelt entspringt und wir haben eine Ahnung, hier spielt die Tragödie von Agbogbloshie in Ghana mit, der größten Deponie für Elektroschrott aus Deutschland in Afrika ... am Ufer der ehemals traumhaften Korle-Lagune.
Huch, alles so schön bunt hier : eine Groteske !
Und der kleine geschminkte Affe mit der Perlenkette, den es vermutlich von einer antiken Drehorgel herunter an diesen furchterregenden Ort gespült hat, schaut unsicher und skeptisch, wartet erst mal ab.
 
Kata Unger : Trainingsraum, 2009, Seide / Wolle auf Wolle, 224 x 216 cm

Ungers Zeichnungen entstehen während der Arbeit am jeweiligen Teppich, sind eigenständige Werke und stellen doch immer wieder inhaltliche und formale Bezüge zu den komplexen Bildteppichen her.
Aus den senkrechten und waagerechten Wollpixeln entstehen nicht nur perspektivische Räume, sondern regelrechte Denkräume. Eingewebte abstrakte Begriffe sind nicht nur Materialität des Wortes sondern Referenzialität neuer Diskurse.
Elegant surft Kata Unger zwischen Poesie und Computersprache, Philosophie und medialer Überflutung. Das Wesen ihrer Kunst ist die Verbindung einer wachen, rebellischen, freien Haltung und der hoch ästhetischen Umsetzung intellektueller, theoretischer und sehr vielschichtiger Inhalte -
analog und zugleich gepixelt, mit selbst gefärbter Wolle.

C.G. Bellmer, Düsseldorf 2018

Kata Unger : Crack Me oder mein Hirn in der Cloud, 2016,  Wolle auf Wolle, 240 x 258 cm



Kata Unger  "E-ZONE"
05.09. -13.10.2018

Anna Klinkhammer Galerie
Neubrückstr. 6
40213 Düsseldorf

Öffnungszeiten:
Do-Sa 12 bis 18 Uhr 

Mehr Informationen unter: