Lisa Reichmann, "Hände III", Detail, Baumwolle, Handstickerei, 42 x 64 cm, 2016, Foto: Sascha Linke |
Lisa Reichmann widmet sich dem Textilen, das als eines der
ältesten Kulturgüter eine höchst komplexe Kombination von
Material, Technik, Funktion und Ästhetik ist. Im besonderen liegt
der Fokus der Künstlerin auf der Stickerei, einem Medium, dem das
Vorurteil des Traditionellen und Altmodischen anhaftet und in
unserem Kulturkreis als eintönige Freizeitbeschäftigung gilt.
Die Arbeiten Reichmanns, die zum Teil über mehrere Jahre hinweg
entstanden, stellen sich diesen entgegen und berühren auf ihre ganz
eigene Art.
Lisa Reichmann, "Erinnerung an die Urgroßmutter", Baumwolle, Wolle, Leinen, Handstickerei, 240 x 165 cm, 2011 - 2014, Foto: Sascha Linke |
So wird zum Beispiel in der Arbeit „Erinnerung an die Urgroßmutter“
der Fund eines alten Familienfotos zur Inspiration Lisa
Reichmanns und sie beginnt sich dazu künstlerisch mit der
Erinnerung an ihre Urgroßmutter auseinanderzusetzen. Vermischt
mit Erzählungen der Eltern und Erinnerungen an Erinnerungen
bringt ihr Gedächtnis wiederkehrend ein Bild der mit ruhiger und
rhythmischer Geste stickenden Urgroßmutter hervor. Diese textile
Technik wählt sie als Grundlage ihrer Arbeit. Reichmanns
Herangehensweise zeigt dabei schon fast performative Züge – das
Sticken dient als kontemplativer Akt, um untergegangene
Erinnerungen an die Urgroßmutter aus den Tiefen des Gedächtnisses
zu heben und sich ihrer Person durch die nachempfundene Geste
anzunähern. Erinnertes fixiert sie in Textform und Zeichnungen, um
diese dann mit Nadel und Faden auf den Stoff zu übertragen.
Alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten haben dies gemeinsam –
sie sind von der Materialität, Stofflichkeit und Ästhetik des
Textilen beeinflusst.
Lisa Reichmann wurde 1984 in Saalfeld/Saale geboren und studierte
von 2004 bis 2011 Malerei/textile Künste an der Burg Giebichenstein,
Kunsthochschule Halle.
"Lisa Reichmann - Fäden"
Ausstellungseröffnung am Freitag den 20. September um 17 Uhr
Einführung: Schnuppe von Gwinner, Kunsthistorikerin/Leipzig
Ausstellungsdauer:
21.09. -02.11.2019
KunstRaum22
Askanische Straße 22
06842 Dessau
Öffnungszeiten:
Di - Sa: 14 - 17 Uhr
Mehr Informationen unter:
www.anhaltischer-kunstverein.de