Freitag, 10. Juli 2020

"Die Haut des Marsyas und die Flügel des Schmetterlings - Textile Werke von Jiří Tichý", 21.06.- 20.09.2020, Museum Tuch + Technik, Neumünster


"Fruehlingsregen", Jiri Tichy, Tapisserie, Baumwolle, Wolle, eingewebtes Holzbrett, 230x140x10cm, Foto: Marie Kosmatov


Die Haut des Marsyas und die Flügel des Schmetterlings
Textile Werke von Jiří Tichý im Museum Tuch + Technik

Jiří Tichý gilt als Revolutionär der Textilkunst, als künstlerisches Multitalent. Eine Auswahl der textilen Werke des Tschechen(1924 –2013) und einige Kleinplastiken zeigt das Museum Tuch + Technik im Rahmen einer Kooperationsausstellung mit der Herbert Gerisch-Stiftung Neumünster. Dort steht sein malerisches und graphisches Schaffen im Mittelpunkt. Die Doppel-Ausstellung ist vom 17. Mai bis zum 23. August 2020 zu sehen. Jiří Tichý zählt zu den Gründern und Wegbereitern der Neuen Textilkunst, die seit den 1960er Jahren aus einem jahrtausende alten, traditionellen, nach mi tunter starren Vorgaben arbeitendem Handwerk eine innovative Kunstform entwickelte. Über Jahrzehnte fand sie ihr Weltzentrum in der„Biennale internationale de la tapisserie“in Lausanne. 


Vox profana, Jiri Tichy, Tapisserie, Baumwolle, Wolle mit eingewebtem Celloboden, 310x165 cm, Foto: Marie Kosmatov



Dort hat Tichý zwischen 1965 und 1971 regelmäßig ausgestellt. Tichýs Werke sind außergewöhnlich – in Form, Farbe und Struktur. Der Künstler hält sich nicht an das rechtwinklige Format traditioneller Weber, er entwickelt dynamische, unregelmäßige, mitunter bizarre Formen. Er komponiert Arbeiten, die auf seine Wurzeln als Maler zurückgehen, nutzt expressive Farben, linear und flächig. In der Gestaltung der Oberflächenstruktur arbeitet er mit dem gesamten Spektrum der Möglichkeiten: Er verstärkt, verdichtet, dreht die Fäden, kreiert mehrschichtige Überlappungen, so dass die Oberfläche einem Relief gleicht. Neben Webarbeiten sind auch Stoffdrucke und Textilcollagen zu sehen. Inspirieren lässt sich der Künstler zum Beispiel durch die antike Mythologie,das erste textile Hauptwerk beruht auf dem Marsyas-Mythos. Aber auch die Tapisserien des Mittelalters, Jugendstils und Bauhaus’ sowie volkstümliche Traditionen seiner Heimat oder die der indigenen Völker Südamerikas fließen in seine Arbeit ein. Immer wieder taucht das Motiv des Schmetterlings auf, Tichý liebte Schmetterlinge.



Koan ueberm diem Glueckseligkeit, Jiri Tichy, Tapisserie, Baumwolle, Wolle, 164x110 cm, Foto: Marie Kosmatov

Die Ausstellung in beiden Häusern zeigt das komplexe Kunstschaffen Tichýs erstmals in diesem Umfang: hochgebrannte Emailmalereien, Monotypien, Frottagen, Siebdrucke, Collagen, Xerografien, Buchkunst und Illustrationen sowie Beispiele aus der Zusammenarbeit mit Architekten. Exemplarisch und repräsentativ sind alle Schaffensperioden von 1940 bis 2008 vertreten, ein Großteil der Werke wird zum ersten Mal ausgestellt.
Kurator der Ausstellung und Verfasser des Katalogs ist Professor Dr. Christoph Brockhaus, ehemaliger Direktor des Lehmbruck Museums Duisburg.

Ausstellung
17. Mai bis 23. August 2020


Museum Tuch + Technik
Kleinflecken 1
24534 Neumünster

mehr Informationen unter:
www.tuchundtechnik.de