Donnerstag, 2. April 2015

Monika Thiele, Baden-Baden

* 1966


Die Darstellung des Menschen bildet den Ausgangspunkt im OEuvre der Künstlerin Monika Thiele, die 1966 in Erfurt geboren wurde. Es geht ihr dabei weniger um eine naturalistische Darstellungsweise, als viel mehr darum, die Intensität von Emotionen und die Art und Weise, wie die unterschiedlichen emotionalen Zustände auf der Bildoberfläche sichtbar werden, darzustellen.



Monika Thiele, Gestürzter Engel (Blinder Fuchs), 2013,
Garn, Papier, Kunststoffobjekte und Textildruck auf Organza,110 x 120 cm



Ausgebildet in Erfurt, Dresden, Stuttgart und Karlsruhe, entwickelte Monika Thiele eine Technik, die zu ihrem Markenzeichen wurde. Bei näherer Betrachtung der Bildoberfläche eröffnen sich Unebenheiten. Vor dem Untergrund eines weißen, nahezu transparenten Stück Organza heben sich Fäden, die nebeneinander und übereinander, in verschiedenen Farben und Ebenen verlaufen, voneinander ab. Diese so genannten Fadenzeichnungen oder Fadenbilder produziert Thiele seit 2002. In einem aufwendigen Prozess, der sich über mehrere Monate erstrecken kann, webt Monika Thiele mit Nadel und Faden ihre Arbeiten. Diese dezidierte Auseinandersetzung mit dem Darstellungsgegenstand Mensch und seinem Porträt geht in die Bilder über.



Monika Thiele Gestürzter Engel III, 2013,
Garn und Papier auf Organza, 160 x160 cm



Die geraden, parallelen Linien, durch die die Zeichnungen geschaffen werden, lassen uns teilhaben an der zerstörenden Gewöhnlichkeit des Alltäglichen, der dinglichen Welt und ihrer Subjekte – oft Frauen – rauchend, essend, kämmend.



Monika Thiele, Nachtgesicht, 2013,
Garn und Textildruck auf Organza, 160 cm x 160 cm



Die Handhabung des Lichts spielt eine besondere Rolle für die Fadenbilder. Thiele modelliert ihren Darstellungsgegenstand vom Licht zum Schatten, durch Reduktion und Akkumulation übereinander gelegter Linien. Montiert in aufwendig produzierte Rahmen können ihre Bilder von hinten illuminiert werden. Auf diese Weise wird der Vordergrund, der dreidimensionale Eindruck des Ineinanderwebens von verschiedenen Ebenen der Fadenlinien, betont. Verdunkelte Räume bringen diesen Effekt besonders zur Geltung.



Monika Thiele, Auf der Suche XVI, 2013,
Garn, Papier auf Organza, d: 95 cm



Die Zweidimensionalität des Bildgrundes und seine Belebung durch Zeichnung und Malerei, werden zugunsten eines skulpturalen Effekts vernachlässigt. In ihren neuesten Arbeiten experimentiert Thiele allerdings mit diesem Effekt. Dargestelltes, das zuerst zeichnerisch auf dem Trägergrund gebannt wird, wird mit Fäden kombiniert.



Monika Thiele, Leda und der Schwan II, 2011
Garn auf Organza, 100 x 110 cm



Die Fadenzeichnungen werden durch ihre poetischen Titel assoziativ erweitert. Sie zeugen von der großen Liebe der Künstlerin zur Literatur und verschiedenen Schriftstellern. Thieles Arbeiten werden oft durch die direkte Lektüre spezifischer Bücher beeinflusst. Eine ganze Serie von Fadenzeichnungen wurden von Chinghiz Aitmatovs Novelle „Jamila“ (1958) inspiriert. Die Realität kommt in Monika Thieles Fadenzeichungen ans Licht, aber zur gleichen Zeit sind ihre Werke durchwebt von alptraumartigen Illustrationen, die mit der Realität konkurrieren. Eine wirkliche Mimese wird verneint. Beim Anblick wird man gleichsam zum Gefangenen in Monika Thieles Netz.



Monika Thiele, Wiederkehr der gehörnten Hirschkuh 
(aus der weiße Dampfer, Tschingis Aitmatow)
Garn, Papier, Kunststoffobjekte und Textildruck auf Organza, 160 x 110 cm


Ein Film über die Werke Monika Thieles zeigt eindrucksvoll in welcher Art und Weise die Künstlerin arbeitet. In diesem Film kann man der feinen, textilen Technik nachspüren, die in den oben gezeigten Fotografien nur zu erahnen ist.






Mehr Informationen zu Monika Thiele unter:
www.monikathiele.de
www.galerie-supper.de