Die Darstellung des Menschen bildet den Ausgangspunkt im OEuvre der Künstlerin Monika Thiele, die 1966 in Erfurt geboren wurde. Es geht ihr dabei weniger um eine naturalistische Darstellungsweise, als viel mehr darum, die Intensität von Emotionen und die Art und Weise, wie die unterschiedlichen emotionalen Zustände auf der Bildoberfläche sichtbar werden, darzustellen.
Monika Thiele, Gestürzter Engel (Blinder Fuchs), 2013,
Garn, Papier, Kunststoffobjekte und Textildruck auf Organza,110 x 120 cm |
Ausgebildet in Erfurt, Dresden, Stuttgart und Karlsruhe, entwickelte
Monika Thiele eine Technik, die zu ihrem Markenzeichen wurde. Bei
näherer Betrachtung der Bildoberfläche eröffnen sich Unebenheiten. Vor
dem Untergrund eines weißen, nahezu transparenten Stück Organza heben
sich Fäden, die nebeneinander und übereinander, in verschiedenen Farben
und Ebenen verlaufen, voneinander ab. Diese so genannten
Fadenzeichnungen oder Fadenbilder produziert Thiele seit 2002. In einem
aufwendigen Prozess, der sich über mehrere Monate erstrecken kann, webt
Monika Thiele mit Nadel und Faden ihre Arbeiten. Diese dezidierte
Auseinandersetzung mit dem Darstellungsgegenstand Mensch und seinem
Porträt geht in die Bilder über.
Monika Thiele Gestürzter Engel III, 2013,
Garn und Papier auf Organza, 160 x160 cm |
Die geraden, parallelen Linien,
durch die die Zeichnungen geschaffen werden, lassen uns teilhaben an der
zerstörenden Gewöhnlichkeit des Alltäglichen, der dinglichen Welt und
ihrer Subjekte – oft Frauen – rauchend, essend, kämmend.
Monika Thiele, Nachtgesicht, 2013,
Garn und Textildruck auf Organza, 160 cm x 160 cm |
Die
Handhabung des Lichts spielt eine besondere Rolle für die Fadenbilder.
Thiele modelliert ihren Darstellungsgegenstand vom Licht zum Schatten,
durch Reduktion und Akkumulation übereinander gelegter Linien. Montiert
in aufwendig produzierte Rahmen können ihre Bilder von hinten
illuminiert werden. Auf diese Weise wird der Vordergrund, der
dreidimensionale Eindruck des Ineinanderwebens von verschiedenen Ebenen
der Fadenlinien, betont. Verdunkelte Räume bringen diesen Effekt
besonders zur Geltung.
Monika Thiele, Auf der Suche XVI, 2013,
Garn, Papier auf Organza, d: 95 cm |
Die Zweidimensionalität des Bildgrundes und seine
Belebung durch Zeichnung und Malerei, werden zugunsten eines
skulpturalen Effekts vernachlässigt. In ihren neuesten Arbeiten
experimentiert Thiele allerdings mit diesem Effekt. Dargestelltes, das
zuerst zeichnerisch auf dem Trägergrund gebannt wird, wird mit Fäden
kombiniert.
Monika Thiele, Leda und der Schwan II, 2011
Garn auf Organza, 100 x 110 cm |
Die Fadenzeichnungen
werden durch ihre poetischen Titel assoziativ erweitert. Sie zeugen von
der großen Liebe der Künstlerin zur Literatur und verschiedenen
Schriftstellern. Thieles Arbeiten werden oft durch die direkte Lektüre
spezifischer Bücher beeinflusst. Eine ganze Serie von Fadenzeichnungen
wurden von Chinghiz Aitmatovs Novelle „Jamila“ (1958) inspiriert. Die
Realität kommt in Monika Thieles Fadenzeichungen ans Licht, aber zur
gleichen Zeit sind ihre Werke durchwebt von alptraumartigen
Illustrationen, die mit der Realität konkurrieren. Eine wirkliche Mimese
wird verneint. Beim Anblick wird man gleichsam zum Gefangenen in Monika
Thieles Netz.
Monika Thiele, Wiederkehr der gehörnten Hirschkuh
(aus der weiße Dampfer, Tschingis Aitmatow) Garn, Papier, Kunststoffobjekte und Textildruck auf Organza, 160 x 110 cm |
Ein Film über die Werke Monika Thieles zeigt eindrucksvoll in welcher Art und Weise die Künstlerin arbeitet. In diesem Film kann man der feinen, textilen Technik nachspüren, die in den oben gezeigten Fotografien nur zu erahnen ist.
Mehr Informationen zu Monika Thiele unter:
www.monikathiele.de
www.galerie-supper.de